Auf biologisch bewirtschafteten Flächen ist die Artenvielfalt um 30 Prozent höher. Das zeigt eine Auswertung von über 60 wissenschaftlichen Biodiversitätsstudien. Nebst dem hohen Anteil an naturnahen Flächen und der extensiveren Bewirtschaftung ist die höhere Artenvielfalt auch dem Verzicht auf chemisch-synthetische Pestizide zu verdanken.
Bio-Betriebe fördern indirekt und Direkt die Lebensvielfalt
Insgesamt wirkt sich ein buntes System von Natur und Kulturpflanzen positiv auf die Landwirtschaftsbetriebe aus und macht unser Ernährungssystem widerstandsfähiger gegen Umwelteinflüsse.
Biodiversität hilft Bio-bauern in der Schädlingsregulierung
Aber Bio-Bauern fördern die Biodiversität nicht nur, um die Lebensvielfalt zu erhalten, sondern auch, um damit gezielt ihre Kulturpflanzen zu schützen; in der landwirtschaftlichen Praxis spricht man von der Funktionellen Biodiversität. Wie das funktioniert, erklärt Claudia Daniel vom Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL) im Film “Bio-Pflanzenschutz neu denken” eindrücklich. So fördern etwa Blühstreifen am Rand eines Kohlfeldes und Kornblumen zwischen den Kohlköpfen nachweislich Nützlinge, welche die zahlreichen Kohl-Schädlinge in Schach halten. Bio Suisse unterstützt die entsprechende Forschung und den anschliessenden Wissenstransfer auf die Bio-Bauernhöfe gezielt mit eigenen Angeboten und finanziellen Beiträgen an Projekte.
die Biodiversität in der Schweiz ist Stark unter Druck
In der Schweiz hat die Biodiversität seit 1900 dramatisch abgenommen und der heutige Zustand ist alarmierend. Besonders landwirtschaftlich genutzte Agrarökosysteme haben durch die intensive und nicht mehr nachhaltige Bewirtschaftung einen starken Verlust an Kleinstrukturen wie Hecken und Trockenmauern erlitten. Dieser Rückgang wird auch durch hohen Dünger- und Pestizideinsatz, artenarme Ansaaten und grossflächige, mechanische Bewirtschaftung unterstützt.
Zu viele Nährstoffe, insbesondere Ammoniak aus der Landwirtschaft, gelangen auf Flächen, die von Natur aus eigentlich nährstoffarm wären. Mehr als 90 % der Waldböden, die Hälfte aller Trockenwiesen und -weiden, fast alle Hochmoore und drei Viertel der Flachmoore in der Schweiz sind mit übermässigen Stickstoffeinträgen aus der Luft belastet.
Gewässer haben vielerorts durch Verbauungen für Landgewinne, Hochwassersicherheit und Stromproduktion ihren natürlichen Verlauf und Raum verloren. Daneben dehnen sich seit Mitte des letzten Jahrhunderts Siedlungen und Infrastrukturanlagen immer weiter aus. Das führte zu einem Flächenverlust und zu einer immer stärkeren Zerschneidung der verbleibenden Lebensräume . Gesamtschweizerisch hat das Tempo des Siedlungswachstums seit der Jahrtausendwende zwar abgenommen, trotzdem wird täglich noch immer eine Bodenfläche überbaut, die etwa so gross ist wie acht Fussballfelder. Im Siedlungsraum sind durch die Versiegelung von Oberflächen oder das Bepflanzen mit gebietsfremden Arten viele Lebensräume verschwunden.
Mit ihrem Konsum und dem steigenden Import von Gütern und Dienstleistungen übt die Schweiz zunehmend auch weltweit Druck aus auf die natürlichen Ressourcen und die Biodiversität. (Quelle: Bafu)
Die Biodiversität bringt uns Menschen vielfachen Nutzen

Die Biodiversität liefert natürliche Güter sowie für die gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklung unverzichtbare Ökosystemleistungen. Solche Ökosystemleistungen sind zum Beispiel
- das Trinkwasser, das von Wäldern und deren Böden in genügender Menge und Qualität zur Verfügung gestellt wird
- die Aufrechterhaltung der Bodenfruchtbarkeit
- das Nachwachsen von Rohstoffen und Nahrungsmitteln
- genetische Ressourcen für neue Medikamente oder Kulturpflanzen
- die Steigerung der Lebensqualität durch das Angebot naturnaher Erholungsgebiete
- der Schutz vor Steinschlag und Lawinen, wie Gebirgswälder ihn gewähren
- das Aufnehmen von Niederschlagsspitzen durch Moore und Feuchtgebiete
- die Regulation und Eindämmung von Krankheitserregern
Aber nicht nur die Erhaltung der Vielfalt des Lebens als Grundversorgung für die menschlichen Bedürfnisse ist wichtig, sondern ihr Wert als solcher anzuerkennen, stellt eine ethische Verpflichtung des Menschen dar. (Quelle: Bafu)
Biodiversitätsstrategie des Bundes, EU Green Deal
Während in der Schweiz eine neue Volksinitiative der längst überfälligen Biodiversitätsstrategie des Bundes auf die Sprünge helfen soll, will die EU eine globale Vorreiterrolle bei der Bewältigung der weltweiten Krise der biologischen Vielfalt übernehmen.
Die EU-Kommission wird “sämtliche Instrumente des auswärtigen Handelns ausschöpfen und internationale Partnerschaften mobilisieren, um auf der Konferenz der Vertragsparteien des Übereinkommens über die biologische Vielfalt 2021 zu einem ehrgeizigen, neuen, globalen UN-Rahmen zum Schutz der Biodiversität zu gelangen.”
Bereits Teil des Europäischen Grünen Deals ist eine Biodiversitätsstrategie mit ambitionierten Zielen.
- Reduzierung des Einsatzes und der Schadenswirkung von Pestiziden um 50 % bis 2030
- Stärkung der Bio-Landwirtschaft und biodiversitätsreicher Landschaftselemente auf landwirtschaftlichen Nutzflächen
- Aufhalten und Umkehren des Verlusts an Bestäubern
- Schaffung von Schutzzonen auf 30 % des Landes und der Meere Europas
- Rückführung von Fließgewässern in der EU in einen freien Flusslauf auf mindestens 25 000 km
- Anpflanzen von 3 Milliarden Bäumen bis 2030
- Jährliche Investitionen von 20 Milliarden Euro in Biodiversität aus EU- und nationalen Quellen sowie aus dem Privatsektor. Verantwortungsvolles Verhalten der Unternehmer, das dem Naturkapital und der biologischen Vielfalt Rechnung trägt
Weiterführende Links
- Bio Suisse Hauptseite zu Biodiversität
- FIBL zum Thema Biodiversität und FIBL-Filme auf Youtube
- BAFU Themenseite Biodiversität
- Strategie und Aktionsplan Biodiversität des Bundes
- Homepage der Doppelinitiative Natur und Landschaft
- Pro Natura Hauptseite zu Biodiversität
- Vogelwarte Sempach, Landwirte punkten mit Biodiversität
- IFOAM Organics International (Welt-Bio-Dachverband): Popular Insecticides Harm Birds in the United States
- Biodiversitätsstrategie der Europäischen Union im Rahmen des Europäischen Grünen Deals